Nachhaltigkeit ist eines der Wörter, die zunehmend den gesellschaftlichen und politischen Diskurs zu beherrschen beginnen. Im eigentlichen Sinne bezeichnet Nachhaltigkeit ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme (vor allem von Lebewesen und Ökosystemen) gewährleistet werden soll. Neben der ökologischen werden dem Begriff gemeinhin eine wirtschaftliche und eine soziale Dimension zugeordnet – im öffentlichen Diskurs freilich konzentriert sich alles auf die ökologische Komponente.

Dass der menschengemachte Klimawandel mittlerweile nicht nur im vollen Gange, sondern auch bei uns spürbar angekommen ist, ist nicht nur durch die Flutkatastrophe des vergangenen Sommers in der Eifel deutlich geworden. Diese Entwicklungen allerdings können nicht wirklich überraschen. Bereits 1972 veröffentlichte der Club of Rome mit seiner Studie „Die Grenzen des Wachstums“ (Originaltitel: The Limits to Growth. A Report for the Club of Rome’s Project on the Predicament of Mankind) eine Simulation über die Auswirkungen individuellen Handelns auf die Weltgemeinschaft, die zeigte, dass wir (schon damals) weit über unsere Verhältnisse leben.

Heute, 2021, erscheint diese Herausforderung drängender denn je und wir alle sind gefordert, unseren Beitrag zu leisten – das sind wir uns und allen zukünftigen Generationen schuldig.

Theater und Orchester im kommunalen Kontext

Theater und Orchester sind als öffentliche Orte und künstlerische Wirkungsstätten in mehrerlei Hinsicht betroffen und gefordert: Sie sind als Betriebs- und Wirkungsstätten Unternehmen wie alle anderen auch, die einen ökologischen Fußabdruck hinterlassen – sie verbrauchen Energie, stoßen CO2 aus, unterhalten Werkstätten und Kantinen, produzieren Müll und erzeugen Bewegung durch ihre Mitarbeitenden, Transporte von Material und nicht zuletzt durch das Publikum, das die Häuser aufsucht. Konzert- und Gastspielreisen erfordern die Überbrückung von (oft) großen Distanzen mit Autos, der Bahn oder dem Flugzeug. Diese betrieblichen Komponenten erfordern ein Nachhaltigkeits-Managementsystem, das sämtliche Prozesse auf ihre ökologischen Potenziale abklopft.

Die Einbettung vieler Theater und Orchester in eine öffentlich-rechtliche Trägerstruktur verkomplizieren die Sache, denn von der Energieversorgung bis zum Wertstoffmanagement unterliegt vieles der Entscheidung der Rechtsträger, also der Kommunen und Länder. Aber auch die Träger machen sich auf den Weg, verabschieden Nachhaltigkeitskonzepte etwa für ihre Kommune, die für alle kommunalen Betriebe, damit auch für die Theater und Orchester gelten. Es ist ein dickes Brett, das es zu bohren gilt und neben finanziellen Mitteln verlangt es auch langen Atem, um die komplizierten Prozesse und Bestandteile durchzudeklinieren.

Verantwortung im öffentlichen Diskurs

Aber da ist noch mehr: Theater und Orchester sind nicht nur Betriebe, sie sind kulturelle Akteure im öffentlichen Raum. Damit trifft sie eine besondere Verantwortung, mit ihrem Handeln und Tun auch Vorbild zu sein. Und nicht nur das – die Kunst selbst ist ein wichtiger Resonanzraum zur Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen. Der Klimawandel ist als menschengemachtes Phänomen nicht nur eine naturwissenschaftliche Erscheinung, er ist auch und vor allem ein kulturelles und politisches Handlungsfeld. Denn wie wir leben, was wir verbrauchen, wie wir mit der Welt umgehen und wie wir das reflektieren, betrifft uns als kulturelle Akteure.

Neben technischen Lösungen und politischen Entscheidungen braucht es also vor allem Bewusstseinsbildung, Reflektion und der Verortung von uns selbst im Gemeinwesen. Genau dafür können die Künste ohne erhobenen Zeigefinger wertvolle Beiträge geben, indem sie einen Raum für die gemeinsame Arbeit an der Sinnsuche stiften. Insofern gehören die Zukunftsfragen und der Klimawandel auch auf die Bühne. Theater und Orchester sind in diesem Sinne sowohl Teil der Herausforderung, als auch geforderte Akteure bei der gesamtgesellschaftlichen Lösungssuche.

In diesem Sinne wollen wir auf dieser Seite Hinweise geben, wie man sich dem Thema nähert, Anregungen geben, um selbst aktiv zu werden und eine Austauschplattform bieten, die im Laufe der Zeit mit Ihnen gemeinsam immer mehr zu einem Wissensspeicher zum Thema Nachhaltigkeit wird. Im besten Fall bekommen Sie Lust, sich damit zu beschäftigen. Und die werden wir brauchen, wenn wir eine gute Zukunft gestalten wollen.